Selbstgemacht im Münsterland: Firmenlogos und Film-Requisiten
Hand hoch, wer alles einen Pulli oder ein T-Shirt mit dem bestickten Firmenlogo des heimischen Arbeitgebers oder des Sportvereins zu Hause im Schrank hängen hat? Oder flauschige Handtücher oder Sofakissen mit dem eigenen Namen darauf? Falls dem so ist, dann ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass Andrea Austrup aus Horstmar-Leer die Teile mal in der Hand hatte.
Unter dem Namen "Andrea Kunterbunt" stellt Austrup ebenjene bestickte und genähte, personalisierte Geschenke wie T-Shirts oder Kissen her, aber auch personalisierte Tassen, Glasvasen, Bilderrahmen, Puzzles, Mützen, Babydecken oder Gotteslobhüllen. Und ihr Portfolio wächst immer weiter. "Wir denken grade über personalisierte Socken nach. Weiße Socken sind aktuell voll angesagt." Im Gegensatz zu vielen anderen, die in ihrer Freizeit gerne nähen, sticken und schneidern, hat Austrup ihr Hobby zum Vollzeitberuf gemacht. Und sie genießt es total, das zu machen, woran sie großen Spaß hat.
"Schon als Mädchen hab ich gerne genäht. Meistens Sachen für meine Barbie", erzählt sie. Als ihr heute 18-jähriger Sohn geboren wurde, hat sie das Nähen für sich wiederentdeckt. Sie hat Kinderklamotten für ihn genäht oder Loops [ein Schlauchschal] für Freunde und Bekannte. Weil immer mehr Freunde wegen Geschenken und Mitbringseln anfragten, hat sie 2013 ein Kleingewerbe angemeldet.
"Die ersten Jahre war es nur ein Hobby. Das war zum Teil auch anstrengend", erzählt sie. Denn Austrup hat neben Kinderbetreuung und ihrem Näh-Hobby noch voll gearbeitet. Sie ist gelernte Zahntechnikerin. Später hat sie als Flugbegleiterin gearbeitet. Und eigentlich mochte sie ihre Arbeit. Mochte es, ständig unterwegs zu sein. "Aber das ist nicht wirklich Kinder-kompatibel."
2019 hat sie sich dann dafür entschieden, sich voll und ganz auf "Andrea Kunterbunt" zu fokussieren. "Das ist immer mehr geworden und stetig gewachsen", sagt sie und dankt den Menschen, Vereinen und Firmen und aus Horstmar und Umgebung, dass sie so fleißig bei ihr bestellen. Denn so richtig erfolgreich wurde sie, als Firmen und Vereine aus der Region auf sie aufmerksam geworden sind. Die Firmen- oder Vereinslogos kann sie beispielsweise auf Strickjacken, T-Shirts oder auf Kappen drucken. Erst kürzlich hat sie Badelatschen mit einem Vereinslogo bedruckt. Die schon erwähnten personalisierten Handtücher laufen das ganze Jahr gut. Auch Aufträge für Baby-Kuscheldecken aus bunten, zusammengenähten Stoff-Flicken, beispielsweise mit dem Namen, Geburtstagsdatum und Geburtsgewicht aufgeplottert in der Mitte, kommen regelmäßig rein.
Wie lange sie täglich arbeitet, kann Austrup gar nicht sagen. "Mails und Anfragen beantworte ich den ganzen Tag, auch abends auf dem Sofa." Meistens steht sie in ihrer kunterbunten, hellen Werkstatt, wenn ihre achtjährige Tochter in der Schule oder im Bett ist. Am meisten Freude bereiten ihr die – wie Austrup sie nennt – "Mach mal"-Aufträge. Also wenn man ihr sagt, sie soll für ein gewisses Budget ein Hochzeitsgeschenk herstellen. "Dann kann ich meine ganze Kreativität rauslassen", sagt sie. Natürlich achte sie darauf, was den Leuten gefällt. Sie würde aber nie etwas machen, was ihr nicht gefällt. "Was das Haus verlässt, da stehe ich hinter."
Die Produkte von Andrea Kunterbunt waren auch schon im Fernsehen zu sehen. Sie sind Teil der Requisiten der täglichen RTL Doku-Soap "Unter uns". Ein Trockentuch mit dem Namen einer Kneipe, ein Schlüsselanhänger, ein Wäscheklammerbeutel – das alles wurde in Leer gestaltet. "Damit verdiene ich nichts, aber das ist tolle Werbung", sagt Austrup. Wie genau es dazu kam, dass Austrups Werke im Fernsehen landeten, bleibt ihr Geheimnis. Dafür verrät sie: "Ich kann an keinem Stoffladen vorbeilaufen." Dabei kauft sie auch mal teure, exklusive Stoffe, die es nur in limitierter Auflage gibt – etwa von den Helden beliebter Kinderserien. "Man muss sich von den anderen absetzen."
Nicht nur deshalb läuft es gut mit ihrem Ein-Personen-Unternehmen, "bei dem aber die ganze Familie mithilft". Austrups Mann kümmere sich um die Finanzen und zum Teil um die Technik. Ihr heute 18-jähriger Sohn hat ihr ihren Internetshop eingerichtet. Und auch die achtjährige Tochter hilft immer wieder in der Nähwerkstatt aus. "Vor Weihnachten muss die ganze Familie ran", erzählt Austrup lachend. Nicht nur das Portfolio ist in den vergangenen Jahren ständig gewachsen. Angefangen mit einer Discounter-Nähmaschine, verfügt Austrup mittlerweile über professionelle Geräte – eine der Nähmaschinen kann zehn bunte Fäden auf einmal benutzten – einen Plotter, eine Presse, einen Tassendrucker, einen Laser- oder einen 3D-Drucker. "Man muss auch mal in neue Maschinen investieren", sagt sie.
Aktuell investiert die Familie außerdem in neue Räumlichkeiten. Der Keller, wo sich aktuell schon das Kunterbunt-Lager und ein Teil der Werkstatt befinden, wird umgebaut. Bald steht Austrup fast eine ganze Etage für ihr kreatives Unternehmen zur Verfügung. "Heute muss ich die Firmenkunden oft durchs Haus führen." Das sei suboptimal. Draußen vor der Tür steht außerdem ein Selbstbedienungs-Häuschen für Last-Minute-Geschenke direkt zum Mitnehmen (An de Birk 21 in Horstmar-Leer).
Aktuell freut sich Austrup über jeden neuen Auftrag, der reinkommt. Es läuft gut. Und die Weihnachtszeit kommt erst noch. Am liebsten möchte sie ihr eigenes Geschäft natürlich weiterführen. "Aber wer weiß, wie lange es noch gut läuft?", fragt sie sich. Und bleibt bei der Antwort doch ganz entspannt. Falls die Aufträge mal ausbleiben, würde Austrup einfach wieder in ihren alten Beruf wechseln. Und in ihrer Freizeit weiter ihrem Näh-Hobby nachgehen.